Berlin
Marzahn-Hellersdorf
Die Großwohnsiedlung Marzahn-Hellersdorf im gleichnamigen Bezirk gehört mit ihren insgesamt ca. 210.000 Einwohner*innen zu den größten Wohnsiedlungen Europas. Nach einer längeren Phase des Bevölkerungsrückgangs wächst die Bevölkerung im Bezirk seit 2010 und insbesondere seit 2015 wieder stark an. Im Jahr 2022 hat Marzahn-Hellersdorf den zweithöchsten Bevölkerungszuwachs aller Berliner Bezirke aufgewiesen. Diese Entwicklung der letzten Jahre ist vor allem auf internationale Zuwanderung zurückzuführen.
Zwei räumlicheTeilbereiche in Marzahn-Süd und Hellersdorf-Nord werden im Projekt genauer betrachtet. Beides sind Fördergebiete des Berliner Programms ‚Berlin Entwickelt Neue Nachbarschaften‘ (BENN). Beide Gebiete haben stadtweit im Vergleich aller Berliner BENN-Gebiete die höchste Dynamik mit Blick auf Zugewanderte aus Drittstaaten zuverzeichnen. Schwerpunkte der Zuwanderung sind Russland, Kasachstan, Vietnam, Polen, Ukraine, Syrien und Afghanistan.
Drei Themen mit ihren jeweiligen Herausforderungen und gute-Praxis Beispielen stehen zunächst im Vordergrund der Fallstudienarbeit:
1) Ankunftsrelevante Informationen zugänglich gestalten
Untersucht werden die Zugänglichkeit ankunftsrelevanter Informationen insbesondere beim Übergang von der Gemeinschaftsunterkunft auf den freien Wohnungsmarkt. Dies betrifft formale staatliche und informelle Unterstützungsstrukturen z.B. durch andere zugewanderte Personen. Die kritische Frage ist, wie Personen mit ihren jeweiligen Ressourcen (z.B. Sprache) und Kommunikationsbedarfen (z.B.Analphabet*innen) zur „richtigen“ Zeit (digital und/oder analog) an die für sie wichtigen Informationen kommen. Niederschwellige Unterstützungsorte in den beiden BENN-Gebieten und die Einbindung erfahrener Zugewanderter werden in diesem Kontext analysiert.
2) Infrastrukturen sichern, Ressourcen Zugewanderter einbinden
Ein weiterer Fokus liegt auf der Grundversorgung mit Infrastrukturen. Während einige Bereiche wie die Ausstattung mit Kita- und Schulplätzen oder kinderärztlicher Versorgung nur sehr begrenzt vor Ort zu beeinflussen sind, ist in anderen Felder die Einflussnahme leichter möglich. Ein Beispiel ist die Stärkung der Ausstattung und Zugänglichkeit (psychosozialer) Beratungsangebote für die unterschiedlichen (Zuwanderungs-)Gruppen. Zugewanderte sollen grundsätzlich nicht nur als Empfängerinnen von Hilfeleistungen angesprochen worden, sondern von Anfang an auch mit ihren jeweiligen Ressourcen (zum Beispiel im Sinne ihrer (ankunftsbezogenen) Erfahrungswissen und ihrer(Sprach-)Kompetenzen) eingebunden werden.
3) Zusammenhalt trotz Rechtsruck im Bezirk
Das Erstarken der AfD und anderer rechtsextremer Gruppierungen/Parteien stellt eine zentrale Herausforderung für den Bezirk dar. Die Fallstudie analysiert verschiedene Dynamiken der Rechtsradikalisierung bzw. der Nicht-Wählerschaft im Bezirk sowie räumliche, institutionelle und strukturelle Prozesse, die diese Dynamiken begünstigen. Dies beinhaltet auch Fragen nach struktureller Diskriminierung staatlicher Strukturen. Praktiken des Zusammenhalts und der Solidarität als Gegenstrategien werden erforscht und entwickelt.