Glossar

Begrifflichkeiten im Projekt

In unserem Glossar erklären wir kurz einige Begriffe, die in dem Projektkontext wiederholt verwendet werden. Dazu gibt es Literatur- und Quellenangaben zum Nachlesen.

Ankunftsquartiere

Ankunftsquartiere sind hochgradig dynamische Gebiete einer Stadt, die im innerstädtischen Vergleich in besonderer Weise durch (temporäre) internationale Migration, einem hohen Anteil ausländischer Bewohnerschaft sowie einer hohen Bevölkerungsfluktuation geprägt sind. Es sind die Quartiere, die im Vergleich zu anderen Stadtteilen meist einen hohen Anteil an niedrigpreisigem und/oder leicht zugänglichem Wohnraum bieten. Ankunftsquartiere haben unterschiedliche „Gesichter“, sie unterscheiden sich unter anderem bezüglich ihrer Lage im Stadtraum, ihrer Baustruktur, ihrer sozioökonomischen Zusammensetzung sowie der Ausstattung mit ankunftsbezogenen Infrastrukturen (z.B. Geschäfte, Vereine und Organisationen, religiöse Stätten) – und somit auch in ihrer Funktion mit Blick auf individuelle Teilhabe und sozialen Zusammenhalt. So sind 'traditionelle' innerstädtischen Ankunftsquartieren zumeist von einer besonders heterogenen Bevölkerungszusammensetzung geprägt und verfügen über eine hohe Dichte an ankunftsbezogenen Infrastrukturen. Diese Infrastrukturen (Übersetzungsdienstleistungen, Sprachkurse, Kioske etc.) stellen neben ihrer Versorgungsfunktion auch wichtige Kontaktorte dar und können das erste Fußfassen und die Teilhabe neuer Bewohner*innen am gesellschaftlichen Leben fördern.

Gerten, C., Hanhörster, H., Hans, N., and Liebig, S. (2022): How to identify and typify arrival spaces in European cities – A methodological approach. Population Space Place, 29, 1-15, https://doi.org/10.1002/psp.2604.

Hanhörster, H. & Wessendorf, S. (2020): The Role of Arrival Areas for Migrant Integration and Resource Access. Urban Planning, 5, 1-10, https://doi.org/10.17645/up.v5i3.2891.

Meeus, B., van Heur, B., and Arnaut, K. (2019): Migration and the Infrastructural Politics of Urban Arrival. In: Arrival Infrastructures, edited by: Meeus, B., Arnaut, K., and van Heur, B., Springer International Publishing, 1-32, https://doi.org/10.1007/978-3-319-91167-0_1.

Neue Ankunftsquartiere

Als 'neue' Ankunftsquartiere bezeichnen wir Gebiete, die erst seit vergleichsweise kurzer Zeit Ziel von Zuwanderungsbewegungen sind und bislang eher wenige Erfahrungen im Umgang mit Migration und Diversität haben. Entsprechende Verlagerungen von Ankommensprozessen lassen sich teils auf angespannte Wohnungsmärkte zurückführen und/oder werden durch planerische Steuerung (dezentrale Unterbringung Geflüchteter, Wohnortzuweisung) verstärkt. Neue Ankunftsquartiere lassen sich daher in sehr unterschiedlichen räumlichen Kontexten finden, so z.B. in Großwohnsiedlungen in der großstädtischen Peripherie ebenso wie in Klein- und Mittelstädten sowie ländlich geprägten Regionen. Besondere Herausforderungen in neuen Ankunftsquartieren ergeben sich aus den bislang wenig ausgeprägten Unterstützungsnetzwerken vor Ort und den sich erst im Aufbau befindlichen (Verwaltungs-)Strukturen, wenigen ankunftsspezifische Infrastrukturen.

El-Kayed, N.; Bernt, M.; Hamann, U.; Pilz, M. (2020): Peripheral Estates as Arrival Spaces? Conceptualising Research on Arrival Functions of New Immigrant Destinations. Urban Planning, 5, 103-114, https://doi.org/10.17645/up.v5i3.2932.

El-Kayed, N.; Keskinkılıc, L. (2023): Infrastructures in the context of arrival – multidimensional patterns of resource access in an established and a new immigrant neighborhood in Germany. Geographica Helvetica, 78, 355-367, https://doi.org/10.5194/gh-78-355-2023.

Hanhörster, H.; Gerten, C.; Hans, N.; Liebig, S. (2020): Ankunftsquartiere – Identifizierung und Funktionsbestimmung. In: ILS-Trends 2/20. https://www.ils-forschung.de/files_publikationen/pdfs/ILS-TRENDS_2-20_Ankunftsquartiere_ONLINE.pdf.    

Teilhabe

Im Projektkontext verwenden wir den Begriff Teilhabe im Sinne von Zugangsteilhabe (in Abgrenzung von der Mitwirkungsteilhabe), also um Zugänge von Individuen und unterschiedlichen sozialen oder ethnischen Gruppen zu gesellschaftlichen Teilbereichen zu fassen. Teilhabe bezieht sich damit auf alle Mitglieder einer Gesellschaft (unabhängig von ihrer Zuwanderungsgeschichte) und rückt auch die Zugänglichkeit von Organisationen und Institutionen in den Blick. Dazu gehören u.a. die Bereiche Wohnen, Bildung, Arbeit, Gesundheit, Kultur, Freizeit und Politik, deren Zugänge als existenzielle Grundlage für die Lebensgestaltung eines jeden Menschen in einer Gesellschaft verstanden werden. Der Begriff ist mehrdimensional, da sich Teilhabe durch das Zusammenwirken der verschiedenen Bereiche ergibt.  Den Begriff der Teilhabe verwenden wir alternativ zu dem Begriff der Integration. Während  das Konzept der Integration stark normativ aufgeladen ist, verwenden wir Teilhabe analytisch, um zu fassen, inwiefern Zugangsmöglichkeiten befördert und sozial gerecht ermöglicht werden können. Teilhabe ist damit ein dynamischer und fortlaufender Prozess.

Bartelheimer, P. (2007): Politik der Teilhabe. Ein soziologischer Beipackzettel. In: Fachforum – Analysen & Kommentare. No. 1/2007. Hrsg. von der Friedrich Ebert Stiftung [online]. https://library.fes.de/pdf-files/do/04655.pdf.

Pries, L. (2015): Teilhabe in der Migrationsgesellschaft: Zwischen Assimilation und Abschaffung des Integrationsbegriffs. In: IMIS-Beiträge, Heft 47/2015, S. 7-36. https://www.imis.uni-osnabrueck.de/fileadmin/4_Publikationen/PDFs/imis47.pdf.

SVR – Sachverständigenrat für Integration und Migration (o.J.): Glossar. https://www.svr-migration.de/oeffentlichkeit/glossar/.